Neue Studie: Neurologen behandeln bis zu 2,8 Millionen Patienten pro Jahr – die Neurologie wächst so schnell wie kein anderes Fach
Neue Studie: Neurologen behandeln bis zu 2,8 Millionen Patienten pro Jahr – die Neurologie wächst so schnell wie kein anderes Fach
23. September 2015 –
Eine noch unveröffentlichte Studie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zeigt, dass Neurologen bis zu dreieinhalb Mal so viele Patienten behandeln wie in manchen Statistiken registriert. Obwohl überwiegend Neurologen Schlaganfälle behandeln, taucht dieses Krankheitsbild in der üblichen Einteilung nach Fachdisziplinen nicht unter dem Stichwort „Erkrankungen des Nervensystems“ auf.
Das Gleiche gilt für Kopfschmerzen, Demenzen oder Bandscheibenvorfälle. „Neurologen schuften sozusagen unter Tage, aber über Tage werden sie zu wenig wahrgenommen“, sagte Professor Ralf Gold, Direktor des Neurologischen Universitätsklinikums in der Ruhr‐Metropole Bochum und erster Vorsitzender der DGN, heute zur Eröffnung des Neurologenkongresses in Düsseldorf. „Dabei ist die Neurologie die derzeit am schnellsten wachsende medizinische Disziplin“, so Ralf Gold weiter.
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Neurologie auf der Überholspur: mehr als sechs Prozent Wachstum pro Jahr
Mit über sechs Prozent wuchs die Neurologie im Jahr 2014 am stärksten unter allen medizinischen Fächern. Die Bundesärztekammer registrierte Ende 2014 erstmals mehr als 6000 Neurologinnen und Neurologen, genau: 6095. 27 Prozent davon sind im niedergelassenen Sektor tätig, 68 Prozent in Kliniken, die übrigen in anderen Bereichen. Die Neurologie hat mit diesem starken Wachstum nun die Urologie (5635 Fachärzte), die Dermatologie (5652) und die HNO‐Heilkunde (6083) überholt. Die Anzahl der Neurologen hat sich in etwa 20 Jahren verfünffacht (1993: 1270). Auch der Nachwuchs glänzt laut Bundesärztekammer mit Allzeithochs: Erstmals wurden in einem Jahr mehr als 500 neue Fachärzte für Neurologie zugelassen, darunter 60 Prozent Frauen.
Die Statistik kann trügen
Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten heißt ICD‐10. Sie wird häufig zur Erfassung von Krankheitszahlen herangezogen, etwa, wenn es um die Verteilung von Geldern für Wissenschaft, Therapie oder Prävention geht. Im Kapitel G des ICD‐10, die „Erkrankungen des Nervensystems“ sind lediglich 385 neurologische Diagnosen verzeichnet. In Wirklichkeit behandeln Neurologen aber doppelt so viele, nämlich 734, wie eine aktuelle Analyse von der Universitätsklinik in Marburg unter Leitung von Professor Richard Dodel (Neurologie) und Privatdozent Jens‐Peter Reese (Sozialmedizin) im Auftrag der DGN jetzt zeigt. An weiteren 280 Diagnosen sind Neurologen häufig beteiligt. Das kann möglicherweise Statistiken verzerren: Während nach dem Kapitel G jährlich gerade einmal 0,75 Millionen sogenannte Krankenhausentlass‐Diagnosen unter „Erkrankungen des Nervensystems“ gezählt werden, sind es bei Einschluss aller ICD‐Kapitel bis zu 2,8 Millionen. Bei der Todesfälle‐Statistik ergibt sich ein noch drastischere Verschiebung: Laut ICD‐ 10 Kapitel G sind es jährlich 23.766 Todesfälle – angepasst sind es hingegen bis zu bis zu 130.400. Würden allein die Gefäßkrankheiten wie Schlaganfälle, die überwiegend von Neurologen behandelt werden, berücksichtigt, erhöhten sich auch die neurologischen Krankheitskosten in Deutschland von ca. 10,5 auf 18,3 Milliarden Euro. Krankheitskosten entscheiden nicht selten über die Verteilung von öffentlichen Forschungsgeldern.
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